Der Online-Handel konnte im vergangenen Jahr um 18,6 Prozent zulegen. Das Internet boomt und der Online-Handel wächst rasant weiter. In einzelnen Warengruppen wird der über das Internet abgewickelte Handel noch in diesem Jahr auf ca. 20 Prozent steigen. Das erwartet das eWeb-Research-Center der Hochschule Niederrhein unter Leitung von Prof. Dr. Gerrit Heinemann.
„Das Online-Wachstum der letzten drei Jahre entwickelt sich damit progressiv, und auch die Prognose des BHF (Bundesverband des Versandhandels) von 16,5 Prozent Online-Wachstum für dieses Jahr dürfte eher auf 19 Prozent hinauslaufen“, sagt Heinemann. Gemessen am gesamten Non-Food-Einzelhandelsumsatz von rund 205 Mrd. Euro in 2011 lag der Online-Anteil mit 21,7 Mrd. Euro bereits bei 10,2 Prozent. Inklusive Services wie zum Beispiel Ticketumsätze wurden sogar 29,7 Mrd. Euro erreicht, was einem Anteil von. 14,5 Prozent entspricht.
Insgesamt legte der Online-Handel im vergangenen Jahr um 18,6 Prozent zu. Die Entwicklung in den einzelnen Warengruppen war allerdings sehr unterschiedlich. Gemessen am Branchenumsatz lagen Bücher 2011 mit einem Online-Anteil von 16,9 Prozent an der Spitze und werden laut Heinemann schon dieses Jahr die 20-Prozentmarke knacken. Gleiches gelte für Computer und Computerzubehör, die im letzten Jahr 15,4 Prozent Online-Anteil erreichten, sich jedoch mit 32 Prozent Wachstum besonders rasant entwickelten und 2012 ebenfalls auf einen 20- Prozent-Anteil kommen könnten.
Der Bereich Elektronik und Elektroartikel legte mit einem Zuwachs von 28 Prozent ebenfalls stark zu und kommt nun auf einen Online-Anteil von 12,3 Prozent. Bekleidung/Schuhe kommen auf 11,9 Prozent. Während sich Schmuck und Uhren rasant entwickelten (95 Prozent Wachstum) und 2011 einen Online-Anteil von acht Prozent erzielten, gibt es bei Möbel/ Dekoration mit 3,6 Prozent sowie Do-it-yourself (DIY)/ Garten/ Heimwerken mit nur 1,8 Prozent Online-Anteil noch Nachholbedarf. „In beiden Warengruppen tut sich insbesondere der stationäre Handel schwer mit dem Thema Internet, obwohl einige erfolgreiche Beispiele zeigen, dass gerade sperrige und großvolumige Artikel besonders onlinetauglich sind“, kommentiert Heinemann.
„Kunden schätzen zunehmend die Möglichkeit, unabhängig von Zeit und Ort Produkte erwerben zu können, wollen aber auf der anderen Seite auch nicht auf das stationäre Flair und die damit mögliche Beratung vor Ort und das Anfassen von Produkten verzichten“, sagt Heinemann. Im Zuge der neuen Kundenorientierung schickten sich immer mehr Händler an, dem Kunden den Wandel durch die Vertriebskanäle vom ersten Kontakt bis zum Kauf und auch darüber hinaus so naht- und reibungslos wie möglich zu gestalten. Insofern sei der Vormarsch des Multichannel-Handels in Deutschland ungebrochen und werde durch die sich rasant verbreitende Nutzung von Smartphones und Tablet PCs zusätzlich befeuert.
„Das große Potenzial des Einzelhandels liegt in der Verzahnung der Verkaufskanäle“ folgert Prof. Dr. Gerrit Heinemann, der das eWeb-Research-Center zusammen mit seinen Kollegen Prof. Dr. Silvia Zaharia und Prof. Dr. Michael Schleusener leitet. „Zukünftig wird es immer weniger möglich, von den reinen Online- und Offline-Welten zu sprechen. Beides verschmilzt zu No-Line-Systemen, in denen die Kanalgrenzen verschwinden und die Betriebsformen ineinander übergehen. Die technologischen Innovationen ermöglichen eine völlig neue Form der Kundenorientierung, die insbesondere der von den Kunden geforderten Multi-Optionalität Rechnung trägt. Insofern ergeben sich enorme Chancen für die gebeutelten, stationären Einzelhändler, er muss diese nur nutzen.“
Quelle: Hochschule Niederrhein