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Der wirtschaftliche Erfolg des deutschen Mittelstands stößt aktuell insbesondere in Südkorea, Taiwan, Japan und China auf großes Interesse. „Seit Anfang 2013 haben wir zahlreiche Anfragen von asiatischen Wissenschaftlern und Journalisten erhalten, die sich über die besonderen Charakteristika und Erfolgsfaktoren des deutschen Mittelstands ausführlich informieren möchten“, berichtet IfM-Präsidentin Professor Dr. Friederike Welter, die zugleich den Lehrstuhl für BWL, insbesondere Management von kleinen und mittleren Un-ternehmen und Entrepreneurship an der Universität Siegen inne hat. „Die Besonderheiten des deutschen Mittelstands lassen sich jedoch weder einfach kopieren noch in kurzer Zeit auf kulturell und wirtschaftlich anders geprägte Länder übertragen.“

Die Gründe: Eine wesentliche Stärke der mittelständischen Unternehmen besteht in ihrer festen Verankerung in den jeweiligen Heimatregionen und in den langfristigen, konsensorientierten Beziehungen, die sie zu den wichtigsten Stakeholdern unterhalten. Außerdem zeichnen sich erfolgreiche Mittelständler durch eine motivations- und leistungsfördernde Unternehmenskultur aus: Sie betrachten – und fördern – ihre Mitarbeiter als zentrale Quelle für Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. „Insbesondere in Familien-geführten Unternehmen können die Arbeitnehmer und sonstigen Stakeholder darauf vertrauen, dass strategische Entscheidungen langfristig angelegt – und nicht auf kurzfristig erreichbare Erfolge ausgerichtet sind“, erläutert die IfM-Präsidentin. „Daher waren die meisten mittelständischen Unternehmen auch in der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise bestrebt, ihr Fachkräftepotenzial im Unternehmen zu halten. Dafür haben sie durchaus auch vorrübergehende Produktivitäts- und Gewinnrückgänge in Kauf genommen.“

Daneben werden die wirtschaftlichen Erfolge durch das deutsche Hausbankensystem begünstigt, das einen relativ einfachen und kostengünstigen Zugang zu langfristigen Bankkrediten ermöglicht. Denn in der Regel kooperieren deutsche Mittelständler über lange Jahre hinweg eng mit „ihrer Hausbank“ – was dazu führt, dass die Kreditgeber detaillierte Informationen über das Unternehmen besitzen und so die Risiken und Chancen von Investitionsprojekten besser einschätzen können.

Ein weiterer Grund für die positive Entwicklung des deutschen Mittelstands findet sich aber auch in der europaweit höchsten Innovationsorientierung: Die größten Familienunternehmen beispielsweise investierten 3,3 % ihres Jahresumsatzes im Jahre 2012 in Forschung und Entwicklung. Aber auch kleinere Unternehmen kooperieren eng mit Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen (wie z. B. Fraunhofer Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft) – was dazu führt, dass beispielsweise im Jahre 2008 Deutschland von allen OECD-Ländern die höchste Quote an privatfinanzierter öffentlicher Forschung und Entwicklung (12,4 %) aufwies. Zum Vergleich: Im europäischen Durchschnitt lag diese bei 7,5 % und OECD-weit bei 5,4 %.

Hinzu kommen die Vielzahl industrieller Netzwerke sowie der hohe Spezialisierungsgrad einzelner industrieller Mittelständler. „Auf Grund der verhältnismäßig hohen Lohn- und Energiekosten können beispielsweise die kleinen und mittleren Unternehmen im produzierenden Gewerbe national und weltweit nur durch Qualität, Innovation und starke Kundenorientierung punkten. In Folge dessen haben sich zahlreiche Mittelständler klar definierte Marktnischen gesucht. In diesen Bereichen bieten sie ihren Kunden hochwertige Produkte und maßgeschneiderte Problemlösungen an“, erklärt Professor Dr. Friederike Welter.

Grundvoraussetzung hierfür sind jedoch hervorragend ausgebildete Fachkräfte, die die mittelständischen Unternehmen insbesondere durch das international vorbildliche Duale Ausbildungssystem gewinnen: „Die eng an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Kombination von praktischer Ausbildung in den Unternehmen und theoretischer Fundierung in den staatlichen Berufsschulen gewährleistet eine optimale Fachkräftegenerierung – was letztlich auch zum Erfolg des deutschen Mittelstands entscheidend beiträgt“, resümiert die IfM-Präsidentin.

Quelle: Institut für Mittelstandsforschung Bonn