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Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin startet ein neues angewandtes Forschungsprojekt zur Unternehmensnachfolge. Gefördert wird STAR.T.S vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Deutschlandweit steht nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in rund 227 000 kleinen und mittleren Unternehmen mit mehreren hundert Millionen Beschäftigten bis Ende 2020 die Nachfolge an. Unternehmensnachfolge ist und bleibt angesichts der prognostizierten demographischen Entwicklung ein wirtschaftspolitisch relevantes Thema, denn der Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft. 99,3 Prozent der Unternehmen in Deutschland werden zu den KMU gezählt und stellen fast zwei Drittel aller Arbeitsplätze.

Das neue praxisorientierte Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin „STAR.T.S = Start to Succeed“ entwickelt Hilfe zur Selbsthilfe für die erfolgreiche Umsetzung der Unternehmensnachfolge. Zum ersten Mal liegt der Fokus dabei auf einer längeren, der kritischen Phase nach der Übergabe. „Wir werden den idealtypischen Verlauf der ersten zwei bis drei Jahre aufzeigen und Analyseinstrumente und einen Strategiebaukasten zur Nachjustierung im Nachübernahmeprozess entwickeln“, umreißt Projektleiterin Prof. Dr. Birgit Felden beim Auftaktmeeting des Beirats am 29. November 2019 an der HWR Berlin die Ziele. Dem 30-köpfigen beratenden Gremium aus Praxispartnern gehören Vertreter/innen von Industrie-, Handwerks- und Handelskammern, von Ministerien, Verbänden, von Beratungs- und Marketingagenturen, Banken und Förderinstituten sowie Unternehmer/innen und Nachfolger/innen verschiedener Branchen an.

Dieses Forschungsprojekt passe zur HWR Berlin, denn „Entrepreneurship ist eine Klammer unserer Aktivitäten als Hochschule. Unternehmergeist ist in allen Bereichen der Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft gefragt, dazu machen wir unseren Studierenden passende Angebote“, sagt Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin, zur offiziellen Projekteröffnung. „Als Fachhochschule übersetzen wir in Lehre und angewandter Forschung theoretische Grundlagen in die Praxis“, so Zaby. Die Wissenschaft-Praxis-Kooperation ermöglicht den Wissenstransfer in beide Richtungen und damit die zielgenaue und bedarfsgerechte Ausrichtung von Forschung und Lehre einerseits und trägt andererseits zur Fachkräftesicherung bei, den Weiterbildungsbereich eingeschlossen.

Ein Team aus dreizehn wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiter/innen entwickelt im STAR.T.S-Projekt in den kommenden drei Jahren zusätzliche innovative Instrumente für die seit 2013 öffentlich zugängliche, interaktive Online-Plattform www.nachfolge-in-deutschland.de. Die bis dato verfügbaren Inhalte werden bereits jetzt intensiv genutzt: Über 35 000 Aufrufe in zwei Jahren verzeichnet zum Beispiel der nachfolg-o-mat, ein Online-Tool mit einem Wis¬sens-selbst¬test zur Nachfolge. Die Plattform selbst in Verbindung mit dem Nachfolge- Wiki, einem umfassenden digitalen Nachschlagewerk zum Thema Unternehmensnachfolge, wurde über 400 000 aufgerufen, mit einer für solche Online-Plattformen überdurchschnittlichen Verweildauer.

Als weitere Säule des STAR.T.S -Forschungsprojekts erstellt das Team des interdisziplinären Forschungsinstituts für Entrepreneurship, Mittelstand und Familienunternehmen (EMF-Institut) der HWR Berlin zusätzliche Bausteine für den KMUrechner, einem Online-Bewertungstool. Zum ersten Mal werden dabei auch emotionale Preisindikatoren berücksichtigt. „Der Wert und der Preis eines Unternehmens liegen zum Teil weit auseinander“, erklärt Birgit Felden. Die Professorin für Mittelstand und Unternehmensnachfolge an der HWR Berlin will die „emotionale Preisspanne“, den Emotional Price Indicator (EPI), für die Übergabe eines mittelständischen Unternehmens, das sich nicht selten seit Generationen in Familienbesitz befindet, berechenbar machen.

Das Forschungsinstitut richtet zudem ein Nachfolge-Labor für potentielle Nachfolgerinnen und Nachfolger ein. Das digitale Lerncenter hält für zukünftige Nachfolgende verschiedene Komponenten bereit, um über Nachfolge zu lernen, eigene Nachfolgekonzepte zu entwickeln und professionell umzusetzen, beispielsweise via E-Learning und Webinaren. Angesetzt wird bereits in den Schulen mit einer Nachfolge-Lernbox für Schülerinnen und Schüler.

Unmittelbar nach der Übertragung beginnt eine instabile Phase für das Unternehmen. Dafür richtet das EMF-Institut das Nachfolge-
Cockpit ein. Dieses qualitative Controlling-Tool zeigt dann in Form von Tachometern, in welchen Themengebieten die Umsetzung der Nachfolge funktioniert und wo Handlungsbedarf besteht.

Quelle: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin